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Avontuur – klimafreundlicher Warentransport über den Atlantik

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Es ist ein regnerischer Tag Anfang Juli im Hamburger Hafen, an dem über 200 Freiwillige die Ankunft eines besonderen Schiffes erwarten und wenig später beim Entladen der fast 70 Tonnen Fracht mitanpacken. Die AVONTUUR kehrt von einer mehrmonatigen Reise zurück, auf der sie Ladung emissionsfrei per Windkraft transportierte. Das Segelschiff ist regelmäßig zwischen dem deutschen Elsfleth an der Hunte und der Karibik unterwegs, wo u.a. Kakao, Kaffee, Wein oder Rum geladen und nach Europa transportiert wird.

Die Idee ist, ProduzentInnen und verantwortungsvollen VerbraucherInnen einen nachhaltigen, nachvollziehbaren Transport zu ermöglichen und dabei einen alternativen Weg des modernen Seetransports aufzuzeigen, der in die Zukunft weist, denn – im Unterschied zur Energieproduktion an Land – unterliegt die Industrie bisher nur bedingt Schadstoff-Richtlinien und die Abkehr vom schädlichen Kraftstoff Schweröl geht nur sehr schleppend vor sich.

Begonnen hat alles mit der Mission, durch Frachtschifffahrt entstandene Verschmutzung zu eliminieren, eine nachhaltige Schiffskultur zu schaffen und gleichzeitig die Wiederbelebung der traditionellen Handelsschifffahrt zu fördern. Ein weiteres Ziel ist es, Menschen zu motivieren, über ihr Konsumverhalten nachzudenken. So werden unter dem Label „Avontuur“ auch eigene, fair gehandelte Produkte entwickelt und vermarktet, die symbolisch für diesen notwendigen Wandel stehen.

Initiiert wurde das Projekt von Cornelius Bockermann, der lange in der Schifffahrtsindustrie tätig war und sich dabei sein eigenes Bild von den Auswirkungen des konventionellen Seetransports auf die Ozeane machen konnte. Über 90 Prozent des globalen Welthandels werden über Containerschiffe abgewickelt, welche bis heute fast ausschließlich mit Schweröl betrieben werden – ein Brennstoff, der an Land kaum verwendet wird und als Sondermüll entsorgt werden müsste, wenn er denn nicht in Schiffsmotoren verbrannt werden dürfte.

Der Nordatlantik wird in einer anspruchsvollen, mehrmonatigen Reise über Frankreich und die Kanaren überquert, retour geht es über die Azoren. Die leidenschaftliche Gruppe aus erfahrenen Seefahrern und freiwilligen Shipmates dokumentiert den abwechslungsreichen und mitunter herausfordernden Alltag unter Wind und Wetter online im Logbuch und macht damit auch ein Stück weit sichtbar, was für viele schon gar nicht mehr greifbar ist: Woher kommen die Lieblingsprodukte, zu denen wir täglich ganz selbstverständlich greifen? Welche Strecken legen sie zurück und wie wirkt sich diese Reise auf die Umwelt aus?

Bisher finanzierte sich das Projekt weitgehend über den Transport von Luxusgütern von West nach Ost. Damit das Schiff auf keinem der Wege leer segelt und auch die Kapazitäten auf der Hinfahrt bestmöglich genutzt werden, wird nun westgehende Ladung gesucht. Doch die Suche gestaltet sich schwierig, denn kaum etwas, das in Europa ökologisch produziert wird, ist für den mittelamerikanischen Markt interessant oder leistbar. Für Bockermann wäre etwa der Transport von Röstmaschinen für die lokalen Kaffeebauern denkbar, oder von Fässern europäischer Brennereien, die zur schnelleren Reifung an Bord gegeben werden. Bis eine Lösung gefunden ist, wird die AVONTUUR weiterhin mit symbolischem Charakter in See stechen und ein starkes Zeichen für einen längst überfälligen Wandel setzen.

Bilder: Marco Bernhard, Verena Bruening, Luca Windolph